Energieeinsparverordnung, Kosten der Gebäudebeheizung und ein gesundes Arbeitsklima sind Gründe genug, die Dämmung Ihrer Betriebsgebäude in Angriff zu nehmen. Doch oft fällt die Entscheidung schwer, welche Dämmung die Richtige für Ihr Gebäude ist.

Außendämmungen in Polystyrol sind noch immer der Standard bei energetischen Gebäudesanierungen. Doch nicht immer ist eine solche Außendämmung sinnvoll. In vielen Fällen bieten sich Innendämmungen als die die bessere Wahl an. Und oft ist mehr zu beachten als nur der Energieverlust durch die Gebäudehülle. Prüfen Sie deshalb die folgenden Optionen, bevor Sie mit der konkreten Umsetzungsplanung beginnen. Diese 7 Punkte zeigen Ihnen, was Sie vorab klären sollten.

  1. Legen Sie die geeignete Art der Isolierung fest

Die Deutscher Energieagentur (dena) hat berechnet, dass sich durch geeignete Dämmmaßnahmen Energieverluste im Deutschen Gebäudebestand um rund zwei Drittel reduzieren lassen. Dabei ist die Außendämmung nach wie vor bauphysikalisch die erste Wahl, da sie auch die Hausmauern isoliert. So kühlt die gesamte Wandkonstruktion im Winter nicht aus und gleicht schnell Temperaturschwankungen im Innenraum aus. Auch im Sommer profitieren Sie von einer Außendämmung, da Wände und Räume besser gegen Hitze und Sonne geschützt sind. Die geringen Temperaturschwankungen im Mauerwerk beugen zudem Problemen durch Kondensfeuchte und Schimmel vor.

Trotzdem entscheiden sich immer noch viele Bauherren gegen eine Außendämmung. Oft soll die bestehende Fassade unverändert erhalten bleiben, in Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit besteht außerdem die Gefahr, dass die gedämmte Außenwand Algen ansetzt und so schnell vergraut. In solchen Fällen kann eine Innendämmung eine Alternative bieten.

In gewerblich genutzten Gebäuden kommen noch andere Argumente für Innendämmungen zum Tragen: Lagerhallen beispielsweise müssen in verschiedenen Anwendungsbereichen gar nicht dauerhaft klimatisiert oder beheizt werden. Immer, wenn der Innenraum nur für kurze Zeit  und dafür möglichst schnell aufgeheizt werden muss, sind Innendämmungen die bessere Wahl. Diese müssen dann allerdings akribisch geplant und von einer Fachfirma umgesetzt werden, um Feuchteschäden und Schimmel zu vermeiden.

Fazit: Eine Innendämmung eignet sich vor allem für Gebäude, die nicht gleichmäßig temperiert sein müssen, aus großen Räumen ohne Zwischenwände bestehen und möglichst nur eingeschossig sind.

Neben der Außen- und Innendämmung etabliert sich nur langsam eine dritte Variante, die allerdings für viele ältere Gebäude sinnvoll sein kann: die Kerndämmung. Dabei werden im Bestand Einblasdämmstoffen oder Ortschaum über Löcher in der Außenwand in bestehende Hohlräume im Mauerwerk eingebracht. Bei dieser Maßnahme kann die Außenfassade erhalten werden und Flächenverlust ist nicht zu erwarten.

  1. Wählen Sie den passenden Dämmstoff aus

Die Auswahl ist mittlerweile riesig: Zu den wichtigsten Dämmmaterialien auf dem Markt zählen Glaswolle, Glasschaum-Granulat, Steinwolle, Zellulose, Schafwolle, Flachs, Hartschaumstoff, Kork, Kokosmatten, Schaumglas, Blähperlite und Polyurethanschaum. Jede dieser Materialien hat vor und Nachteile, die nur anhand des Gebäudes und dessen Nutzung beurteilt werden können. Eine wichtige Entscheidungshilfe ist der so genannte U-Wert (früher k-Wert): Er gibt die Wärmeleitfähigkeit an und informiert so über die Dämmwirkung des Materials. Je kleiner der U-Wert, desto besser dämmt der Stoff.

Wichtig bei der Dämmung von Nichtwohngebäuden sind noch folgende Aspekte:

  • Bei der Dämmung von Büros oder anderen Gebäuden, in denen viele Menschen arbeiten, sollten sie bei der Wahl der Dämmung zusätzlich auf den Schadstoffgehalt achten.
  • Für eine konzentrierte Arbeit ist auch die Beachtung der Schallkulisse nötig. In solchen Fällen sind schalldichte Wärmedämmungen besser geeignet.
  • Bei Staplerverkehr oder anderen potenziellen Gefahren für die Außenhülle eignen sich biologische Materialien eher weniger. Denn wenn durch einen Schaden am Putz die Dämmung länger offen liegt, nisten sich schneller Ungeziefer und Feuchtigkeit ein.
  1. Nutzen Sie Expertenwissen

Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte zeigt, dass Dämmmaßnahmen schon in der Planungsphase und vor allem bei der Umsetzung viel schief gehen kann. Wenn Sie die erforderliche bauphysikalische Qualifikation nicht im Mitarbeiterstab finden, sollten Sie sich dieses Wissen unbedingt über eine externe Beratung einholen. Denn die Antworten auf folgende Fragen müssen entweder aufwendig berechnet werden oder benötigen weitreichende Erfahrung:

  • Wie dick sollte die ideale Isolierung sein, um nicht zu viel Fläche zu verbrauchen und trotzdem den nötigen Schutz zu bieten? Oder genügt sogar eine Kerndämmung?
  • Wie muss das Heiz- und Lüftungsverhalten angepasst werden, um Feuchteschäden zu vermeiden?
  • Sind Dampfsperren nötig oder eher schädlich und wie bzw. wo müssen diese angebracht werden?
  • Ist ein besonderer Wärmeschutz an außergewöhnlich heißen Stellen wie beispielsweise an Heizungsrohren oder Kaminschächten erforderlich?
  • Welche Anforderungen stellt der Schall- und Feuerschutz?
  • Müssen Wände in speziellen Bereichen abweisend gestaltet werden?
  1. Ermitteln Sie Ineffizienzen und Wärmeverschwender

Nicht immer muss eine Komplettsanierung erfolgen. Oft genügt im ersten Schritt auch eine Teildämmung, und sei es nur, um die Wirksamkeit und Kosteneffizienz der Maßnahme zu testen. Besonders im Fokus solcher Maßnahmen stehen Bauteile, die  stark von einer neuen Isolierung profitieren: das Dach, die oberste Geschossdecke oder Balkone bzw. Rampen. In einer zweiten Stufe sollten dann Rohrleitungen und Fenster berücksichtigt werden.

Dämmungsmaßnahmen folgen meist einem finanziellen Ziel und sollten sich finanziell lohnen. Deshalb macht es Sinn, zunächst die größten Wärmeverschwender mithilfe einer Thermografie ausfindig zu machen.  Von einem Experten durchgeführt, werden so Wärmebrücken und schlecht isolierte Bereiche identifiziert.

  1. Achten Sie unbedingt auch auf die Wirtschaftlichkeit

Eine Gebäudedämmung ist teuer. Fachmännisch ausgeführt müssen Sie mit 80 bis 150 Euro pro Quadratmeter rechnen, wenn Sie die günstigste Dämmalternative in Polystyrol wählen. Leider ist es keine Seltenheit, dass die Amortisationszeit solcher Maßnahmen bei über 50 Jahren liegt – legt man die aktuellen Energiekosten zugrunde. Im Idealfall rechnet sich die Anbringung einer Dämmung bereits nach ca. 15 Jahren.

Diese Zahlen zeigen: Der Zeitpunkt der Dämmmaßnahme sollte gut überlegt sein. Denn wenn Sie in wenigen Jahren ohnehin Sanierungsmaßnahmen an der Fassade, Neubauten oder einen Umzug planen, macht es wenig Sinn, schon jetzt mit der Dämmung zu beginnen.

Fazit: Ob sich die Dämmung lohnt, sollte immer kritisch am konkreten Objekt und den geplanten Maßnahmen berechnet werden. Kombinieren Sie die Dämmmaßnahme mit anderen anstehenden Arbeiten wie Malerarbeiten oder Putzausbesserung. Dann fallen die Kosten für Gerüst und Teile des Materials nur einmalig an.

Prüfen Sie auch, ob Sie Hilfen vom Staat in Anspruch nehmen können. Mit dem KfW-Energieeffizienzprogramm „Energieeffizient Bauen und Sanieren“ winken allen Unternehmen und Freiberuflern günstige Kredite mit Tilgungszuschüssen von bis zu 17,5 Prozent. Hinzu kommen länderspezifische Programme, die Sie bei Ihrem zuständigen Umweltamt erfragen können.

  1. Berücksichtigen Sie die zusätzliche Brandgefahr

Dieses Szenario hat fast jedes Industriegebiet schon einmal erlebt: Bis jemand bemerkt, dass der Müllcontainer qualmt oder brennt, schlagen die Flammen bereits auf die Fassade über. Was in der Regel glimpflich ausgeht, kann aber auch zu einem Totalverlust des Betriebsgebäudes führen. Und die Gefahr ist real: In den letzten Jahren häufen sich die Fälle, bei denen vor allem an Unternehmensstandorten leinen Feuer zur ernsten Bedrohung werden, weil Flammen auf die Dämmung überspringen. Zwar können Flammschutzmittel meist das schlimmste verhindern, einen sicheren Schutz bieten aber auch sie nicht.

Zwar kommt es gemäß Bundesumweltministerium bundesweit nur zu durchschnittlich sechs ernsthaften Bränden an Fassaden mit Polystyrol-Dämmung. Wenn Ihr Betrieb ein erhöhtes Brandrisiko aufweist, z.B. durch besondere Prozesse oder regelmäßige Schweißarbeiten, sollten Sie aber eine Dämmung mit Glas- oder Steinwolle ins Auge fassen.

  1. Reduzieren Sie die Schimmelgefahr auf ein Minimum

Es ist das wichtigste Argument, das bei kritischen Diskussionen gegen die Gebäudedämmung genannt wird: Fassadendämmung fördert Schimmelbildung! Und die Gefahr besteht tatsächlich: Dämmung kann den Luftaustausch einschränken. Anderseits steigt mit der Dämmung auch die Temperatur auf der Wandoberfläche, die in der Regel nicht kälter als 17 bis 18 Grad wird. Dies wiederum lässt die Schimmelbildung unwahrscheinlich werden oder mindert sogar das Schimmelrisiko anstatt es zu erhöhen. Dieser Vorteil kommt aber nur zum Tragen, wenn die Dämmung sauber verarbeitet wurde und beim Anbringen der Dämmplatten keine Wärmebrücken entstanden sind.

Diese Aspekte beeinflussen das Schimmelrisiko nach einer Dämmmaßnahme:

  • Temperierung der Räume: Wenn Sie eine Lagerhalle dämmen, ist die Schimmelgefahr durch die niedrigeren Temperaturen höher als bei einem Produktionsstandort mit hoher Abwärme durch Maschinen.
  • Luftfeuchte: Trockene Räume werden weniger schnell durch Schimmel belastet als Räume mit hoher Luftfeuchtigkeit infolge von Produktionsprozessen oder menschlicher Ausdünstung.
  • Gewerbliche Räumlichkeiten werden oft am Wochenende nicht genutzt und damit auch kaum belüftet. Dies erhöht das Schimmelrisiko, vor allem bei höherer Luftfeuchte und Temperaturabsenkungen am Wochenende.
  • Gleichmäßige Temperatur und Belüftung sind ideal für gedämmte Räume, um Schimmelbildung zu vermeiden. Da dies bei gewerblicher Nutzung oft nicht gegeben ist, müssen evtl. Dämmmaterialien angepasst und technische Einrichtungen zur Belüftung und Klimatisierung installiert werden.
  • Eine gute Möglichkeit zur Schimmelvermeidung ist die Belüftung der Räume mittels Wärmetauscheranlagen. Hier wird die einströmende Frischluft durch die ausströmende Luft aufgeheizt, Wärmeverluste sind minimal. Die geeignete Ausführung sollte aber vorab geplant und bei der Durchführung der Dämmmaßnahmen berücksichtigt werden. Denn oft sind kleine Wärmetauscher pro Raum günstiger und effektiver als große zentrale Anlagen.

Prüfen Sie auch bei Ihrer Planung der Schimmelvermeidung, ob die zusätzlichen Kosten die Amortisationszeit beeinflussen. Wenn beispielsweise durch den steigenden Wärmebedarf im Gebäude zur Schimmelvermeidung mehr Energie verbraucht wird, als durch die Dämmung eingespart wird, wird das Ihre Entscheidung maßgeblich beeinflussen.