Mit Innovationen in der Medizintechnik hat sich die Peter Brehm GmbH in Weisendorf einen Namen gemacht. Das Unternehmen stellt mit 160 Mitarbeitern medizintechnische Implantate und Prothesen aus Titan her – vor allem für die Knie und Hüft-Endoprothetik sowie für die Wirbelsäulenchirurgie. Ein zentrales Produkt ist die „modulare Revisions-Stützpfanne“, die 2014 auf den Markt kam und mehrfach ausgezeichnet wurde. Den Anstoß für die Entwicklung gab die Tatsache, dass viele implantierte Hüftgelenke nach einiger Zeit mit hohem Aufwand wieder ersetzt werden müssen. Die modulare Stützpfanne verringert die Belastung für die Patienten und erleichtert dem Chirurgen die Arbeit, denn sie kann während der Operation schrittweise und individuell an die Knochendefekte angepasst werden.
In der Regel kommen Kunden mit einer bestimmten Fragestellung auf die Peter Brehm GmbH zu, gemeinsam wird dann – oft mit weiteren Partnern – an einem neuen Produkt gearbeitet. Bei der preisgekrönten Stützpfanne, mit der das Unternehmen nach eigenen Angaben nach wie vor Technologieführer ist, war das anders: Hier erkannte das Brehm-Team Defizite bei gängigen Operationsverfahren und machte sich deshalb an die Arbeit, um eine bessere Lösung zu finden. „Wir sind aktiv geworden, bevor Ärzte oder Kliniken das Problem erkannt oder angesprochen haben“, so Oliver Brehm. Sie waren aber dann in der Testphase und bei der klinischen Einführung naturgemäß wichtige Partner. Eingebunden waren u. a. Orthopäden, Unfallchirurgen, Biomechaniker, Materialwissenschaftler und Experten aus anderen Disziplinen. Wichtig war auch die Einbindung in Netzwerke wie beispielsweise die Kompetenzinitiative „Medical Valley EMN“. Fast zehn Jahre hat es gedauert, bis das Produkt marktreif war, dann aber registrierte die Peter Brehm GmbH in kurzer Zeit einen sprunghaften Anstieg der Nachfrage.
Oliver Brehm verweist auf die speziellen Bedingungen in der Gesundheitswirtschaft, die Forschung und Entwicklung besonders anspruchsvoll machen – beispielsweise das Vergütungssystem sowie die komplizierten Zulassungsverfahren und Zertifizierungssysteme. Entscheidend für das Gelingen von Innovationen seien die offene Innovationskultur
im Unternehmen, die auch ein Scheitern und die daraus entstehenden Lerneffekte zulasse. Ein weiterer Erfolgsfaktor sei die enge Kooperation mit Partner-Netzwerken, die sogenannte „interdisziplinäre Entwicklungsgemeinschaft“: Für die technische Realisierung brauche es Unternehmen, die über entsprechende Kompetenzen verfügen. Bei der Grundlagenforschung und bei der Erprobung im klinischen Alltag seien Wissenschaft und Anwender (Ärzte, Kliniken) wichtige Partner.
Erschienen im IHK-Magazin „WiM – Wirtschaft in Mittelfranken“, Ausgabe 10-11/2020.